Das Phönix Projekt – Ein Lipödemphönix im Zeichen gegen Mobbing

Da ist es also nun, das neue Jahr – 2019! Das Letzte ist wieder so schnell vergangen, und man hat wieder nicht all das geschafft, was man sich vorgenommen hat. Immer noch zu dick, immer noch schlechte Angewohnheiten. Wollten wir nicht mutiger sein? Uns nicht mehr alles gefallen lassen? Mal den Mund aufmachen. Im letzten Jahr hat es leider wieder nicht geklappt. Privat und beruflich wieder viel zu viel durchgehen lassen. Der Gedanke:

Ich muss ja froh sein, dass es Menschen gibt, die sich überhaupt mit mir abgeben wollen. So wie ich aussehe!

lässt viele ja schon lang nicht mehr los. Naja, den einen oder anderen Seitenhieb kann man ja mal einstecken. Was macht das schon. Sie haben ja recht. Die Arme werden immer dicker, von den Beinen und dem dicken Hintern will ich gar nicht anfangen. Die Stimmungsschwankungen nerven mich ja selbst und die Schmerzen, naja, wie war es denn mal ohne sie? Habe ich überhaupt welche? Immerhin haben ja andere Kinder auf die Welt gebracht, das soll ja alles übertreffen (was ich natürlich nicht abschwächen möchte).

Vielleicht haben sie ja recht und ich stelle mich zu sehr an. Auch die Wohnung glänzt schon lange nicht mehr so wie früher. Die Treppen konnte ich schneller hoch. Da ist es doch klar, wenn sich jemand aufgehalten fühlt und dann sagt:

Beweg deinen fetten Arsch.

Dann hat er ja recht. Und ja klar, ein Gang zur Toilette ist ja schon zeitlich fast eine Frühstückspause. Vielleicht sollte ich die dann zukünftig lieber streichen. Wollte ja eh abnehmen. Dann hat der Kollege auch nicht mehr die Möglichkeit mir auf den Teller zu gucken und mir vorzuwerfen, wenn ich immer nur Obst und Gemüse essen würde, dann sehe ich ja nicht so aus, wie ich eben aussehe. 

Mobbing bei Lipödem und Übergewicht

Ich habe euch auf Instagram nach den schlimmsten Aussagen gefragt, die jemand in Bezug auf euer Lipödem gesagt hat. Hier ein kleiner Auszug:

  • Du Walze, Du Tonne.
  • Du fette Sau.
  • Stell dich nicht so an, wenn du dich nicht immer auf die Schmerzen konzentrieren würdest, dann wäre es auch nicht so schlimm.
  • Bekannte zu ihrer Tochter: „Friss nicht so viel, sonst siehst du bald aus wie … .“
  • Ein Arzt: Lipödem gibt es nicht.
  • Deutsche Panzer rollen wieder.
  • Wenn du eine Diät mal durchhalten würdest, dann wärst Du nicht so fett.
  • Dein Arsch ist zu fett für den Stuhl.
  • Naja, wenigstens hast Du schöne Augen / ein schönes Gesicht.
  • Nichts gegen dickere Beine, aber Pfeiler gehören unter eine Brücke.
  • Du suchst doch nur nach einer Ausrede. Deine ist eben das Lipödem.

Findet ihr das in Ordnung? Ich sage: Nein! Denn Fakt ist, wenn wir uns immer wieder solch abwertenden Aussagen anhören müssen, ist das Mobbing! Im vergangenen Jahr habe ich einen wunderbaren Menschen kennenlernen dürfen. Sein Name ist Marek Fink und für ihn ist es eine Herzensangelegenheit, sich für den Verein „Zeichen gegen Mobbing e. V.“ (ZgM)  zu engagieren. ZgM bietet jedem Menschen eine Plattform, auf unkomplizierte Weise und vor allem unabhängig des eigenen Wohnortes einen eigenen Beitrag für ein besseres Miteinander und eine Zukunft ohne Mobbing zu leisten. Mit ihm habe ich mich über Mobbing unterhalten.

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Was ist Mobbing?

Mobbing hört man inzwischen überall. Ähnlich wie bei einer Geldinflation ist der Begriff dadurch nicht mehr so viel wert. Die Beurteilung einer Mobbingsituationen ist an vielen Stellen nicht mehr so ernsthaft wie es dem Thema würdig ist. Umso wichtiger ist es, sich den Begriff mal genauer anzuschauen und sich die Frage zu stellen, was unter Mobbing zu verstehen ist.

Vier Merkmale von Mobbing

Der Psychologe Olweus gilt als der Gründervater der Erforschung von Gewalt an Schulen und hat in diesem Rahmen Merkmale herausgearbeitet, welche für eine Beurteilung herangezogen werden können. ZgM arbeitet mit den vier folgenden Merkmalen, die gleichzeitig vorliegen müssen, um von Mobbing zu sprechen:

1. Art der Angriffe

Mobbing beinhaltet sowohl physische als auch psychische Gewaltattacken. Während Jungen häufiger als Mädchen direkte Formen aggressiven Verhaltens zeigen, scheinen Mädchen eher indirekt- oder relational-aggressive Verhaltensweisen zu wählen. Bei beiden Gewaltarten ist die Gefahr groß, dass die Übergriffe dem Opfer psychisch schaden. Je nach Dauer der Übergriffe können die Folgen auch noch lange nach Ende der Mobbingsituation für das Opfer spürbar bleiben.

2. Zeitfaktor

Im Unterschied zu einem Streit geschehen Mobbingsituationen über einen längeren Zeitraum hinweg. Die Definitionen verschiedener Forschungen variieren an dem Punkt der Dauer von Übergriffen. So wird davon ausgegangen, dass die Gewaltattacken in einer gewissen Häufigkeit über einen Zeitraum zwischen mindestens einem Monat und sechs Monaten stattfinden müssen, um von Mobbing zu sprechen.

Isolierte einzelne Übergriffe und Schikanen sind unangenehm, aber wegen der ausbleibenden Wiederholung nicht ausreichend, um ein Mobbing-System zu entwickeln. Allerdings sehen wir auch dann schon einen Handlungsbedarf, wenn eine von wiederkehrender Gewalt betroffene Person die Situation als verletzend wahrnimmt.

3. Machtungleichgewicht

Täter*innen und Opfer unterscheiden sich deutlich in ihrer psychischen und/oder physischen Konstitution. Die Täter*innen sind dem Opfer deutlich überlegen.

4. Systematik

Das Opfer wird systematisch verletzt und gedemütigt. Es fühlt sich hilflos und ist nur mit Hilfe von außen in der Lage, die Situation zu beenden.

Was kann man aber nun tun, wenn man gemobbt wird oder vielleicht jemanden kennt, der eben dieses Problem hat? Mit ZgM haben wir hier einen Leitfaden zusammengefasst.

Umgang mit Mobbing

Gemobbt zu werden, kann dazu führen, dass du dich ziemlich alleine fühlst. Es scheint als würde es niemals enden, als könnte dir niemand helfen, als würdest du das verdienen. Das tust du nicht! Millionen Menschen sind in einer ähnlichen Situation wie du. Du bist nicht allein und es gibt Wege, deine Situation zu verbessern!

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Unsere Tipps

  1. Rede mit einem Menschen darüber, dem du vertraust. Zuzugeben, dass es einem nicht gut geht, ist ein riesiger Schritt. Aber sich jemandem zu öffnen und darüber zu reden tut deiner Seele gut. Danach bist du nicht mehr alleine und findest Unterstützung.
  2. Halte fest, was passiert ist. Schreib dir auf, was passiert ist. So fällt es dir später leichter, mit anderen darüber zu sprechen.
  3. Räche dich nicht. Das, was dir passiert, ist nicht in Ordnung. Dich an anderen Menschen zu rächen oder ihnen wehzutun wird deine Situation aber nicht verbessern. Es gibt andere Wege.
  4. Umgebe dich mit guten Menschen. Verbringe Zeit mit den Menschen, denen du wichtig bist. Gemeinsam schafft ihr wundervolle Erinnerungen und habt eine tolle Zeit.
  5. Gib dir keine Schuld. Mobbing kann jeden Menschen treffen und findet unabhängig irgendwelcher Merkmale statt. Der Grund dafür liegt nicht bei dir. Den AkteurInnen ist oft gar nicht bewusst, was sie tun. Du bist gut so wie du bist!
  6. Sei stolz auf den Menschen, der du bist! Es gibt keinen Grund dafür, an dir zu zweifeln. Du hast tolle Eigenschaften, Fähigkeiten und Talente. Stell dir vor, was du alles daraus machen kannst und lebe den Tag.

Brauchst du Hilfe?

Wenn du Hilfe brauchst, melde dich gerne bei uns oder direkt bei ZgM! ZgM konnte schon vielen Menschen helfen. Denn, das zeigen ihre Erfahrungen, es gibt immer einen Weg, die Situation zu verbessern.

Auch wenn du selbst nicht betroffen bist, ist es wichtig ein Zeichen zu setzen. Schließlich wäre auch das Nichtstun eine Reaktion und wir müssen aufhören zu schweigen, mitzulachen und anzufeuern. Nur gemeinsam schaffen wir es, das Miteinander von morgen zu verbessern.

Kommen wir aber noch einmal zu unseren Vorsätzen für das neue Jahr. Ich finde, es müssen nicht immer klassische Vorsätze sein. 2017 hat die liebe Pia das „Phönix Projekt“ ins Leben gerufen. Ich möchte euch das Projekt ans Herz legen. Eventuell spricht es euch an und ihr habt Lust mit uns durchzustarten. #gemeinsamsindwirstark

2019 – das Jahr der Chancen,
neuer Wege und einem neuen „Ich“

Vorsätze für das neue Jahr, wer kennt sie nicht? Abnehmen, aufhören zu rauchen, bla bla. Das Übliche!

Lasst uns den Vorsätzen neues Leben einhauchen und nicht mit klassischen Inhalten füllen, sondern mit mehr Liebe, mehr Akzeptanz und mehr Toleranz für sich selbst (und auch andere). Wir können damit anfangen, etwas mehr aus der eigenen Komfortzone herauszukommen, mehr zu wagen und letztendlich mehr zu leben.

Wir wollen euch nicht nur stumpf mit Outfit-Bildern und Blog Beiträgen versorgen. Wir wollen euch auch zum Nachdenken anregen und euch zeigen, dass das Lipödem euch nicht einschränken soll und darf. Ihr seid Herr bzw. Frau über euren Körper und sonst niemand, auch nicht das Lipödem oder die Kompression! Also warum sollte euch beides daran hindern, euch mehr zu lieben oder mehr zu wagen?

Das Phönix-Projekt

Lasst uns gemeinsam in das neue Jahr starten. Macht mit und verseht jeden eurer teilenswerten Ich-Momente auf Instagram im Jahr 2019 mit #lipödemphönix und #phönixprojekt.

Dabei ist es ganz egal, ob Outfit-Bilder, ein wunderschönes Lachen, ein Essen, ein tolles Erlebnis oder etwas anderes zu sehen ist. Wir wollen sehen, dass ihr aus eurer eigenen Komfortzone herauskommt, lebt und liebt!

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Der Phönix steht in dem Zusammenhang für das „Immer-wieder-Aufstehen“.

Gemeinsam stehen wir wieder auf nach der Diagnose Lipödem, blöden Blicken oder einem Kommentar, der einen schwer getroffen hat. Wir raffen uns immer wieder auf und werden dadurch stärker. Auch der Phönix erhebt sich immer wieder aus der Asche und wird um ein Vielfaches schöner und stärker.

Glaubt mir – ihr werdet viel mehr tolle Geschichten am Ende des Jahres zu erzählen haben, wenn ihr diese positiven Momente bewusst lebt und euch in Erinnerung ruft, wenn Ihr mal einen Durchhänger habt.

Inspiriere dein Selbstbewusstsein

Wenn euch dafür mal der Elan fehlt, schaut ihr einfach unter #lipödemphönix und #phönixprojekt bei Instagram nach und lasst euch von den anderen inspirieren. Wir, Pia und ich, freuen uns schon!

Nach diesem Motto habe ich euch nicht nur nach den schlimmsten Aussagen bezüglich des Lipödems gefragt, sondern auch, welche Worte ihr euch zu hören wünscht. Zwar kann ich euch keine negativen Momente und Erlebnisse ersparen, aber ich möchte mit euch etwas im Zeichen des #lipödemphönix-Projektes und mit dem #zeichengegenmobbing ausprobieren.

Liebe ist die Antwort

Wenn jeder von uns den tollen Menschen im näheren Umkreis oder natürlich jedem, dem er etwas Nettes sagen möchte, dies auch sagt, dann setzen wir schon unser erstes Zeichen, indem wir dieser Person den Tag versüßen. Im besten Fall nimmt diese Person sich ein Beispiel und sagt dann einer anderen Person etwas Nettes. Das muss ja auch gar nichts besonders Persönliches sein. Wie wäre es damit:

„Das hast du aber toll gemacht. Heute lächelst du aber besonders schön. Der Tag mit dir war wundervoll, danke für deine Freundschaft. Dein Essen hat sehr gut geschmeckt.“

Sollten euch diese Worte schwer fallen zu sagen, kann man das auch super per SMS oder E-Mail machen. Manchmal sind es kleine Gesten, wie z. B. jemanden zu bekochen, das Auto im Winter frei zu kratzen, ein Blümchen zu pflücken oder einfach ein Lächeln zu schenken. Natürlich sind das nur Kleinigkeiten, aber wie heißt es so schön: „Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft!“. Ich persönlich praktiziere das schon lange so und auch wenn nicht alle Menschen das sofort zu schätzen wissen, erfreut sich ein Großteil sehr daran. Ich bin gespannt, was ihr mir dazu hier oder z. B. bei Instagram mit dem #lipödemphönix berichtet.

Was jeder viel lieber hört

  • Ich liebe dich so, wie du bist!
  • Wir sind ein Team.
  • Es ist nicht deine Schuld.
  • Ich verstehe dich.
  • Wir schaffen das gemeinsam.
  • Ich helfe dir.
  • Ich bin für dich da.
  • Wir sind stolz auf dich.
  • Ich werde Sie unterstützen.
  • Verständnis

Das alles sind sehr wenige, dafür aber unfassbar starke Worte, die jedem von uns gut tun würden, wenn wir sie häufiger zu hören bekämen. Darum lasst uns jetzt damit anfangen. Wem wolltet ihr schon länger mal sagen oder zeigen, dass sie/er einfach klasse, besonders fleißig oder stark ist? Lasst uns nicht nur übereinander reden, sondern miteinander.

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Lasst uns gemeinsam stark sein und uns gegenseitig ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Wenn wir also merken, dass es jemandem nicht so gut geht oder im schlimmsten Fall registrieren, dass jemand gemobbt wird oder sich jemand ausgeschlossen fühlt, dann lasst uns den ersten Schritt machen und auf diesen Menschen zugehen. Lasst uns eine helfende Hand sein. Es gibt zum Glück mittlerweile tolle Anlaufstellen, die uns unterstützen können. Unter Mobbing muss niemand leiden!

Handschrift Britta

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Author: Britta

Hallo ihr Lieben, mein Name ist Britta und ich bin ein Frühlingskind Baujahr 1984. Ich liebe Mode und Make-Up und beschäftige mich als Lip-und Lymphoedem Betroffene sehr intensiv damit. Mein Motto ist frei nach Pipi Langstrumpf, "ich mache mir die Welt, wie sie mir gefällt". Gern möchte ich euch auf meiner Reise mitnehmen und meine Entdeckungen mit euch teilen.

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