Hallo, mein Name ist Simone Asam und ich habe 2013 die Diagnose primäres Lymphödem in beiden Beinen erhalten. Seit drei Jahren bin ich Single und suche nun auch wieder mein Glück in der Liebe. Zwar war in meiner letzten Beziehung meine Erkrankung und Kompression immer mehr ein schwieriges Thema, doch nahm ich an, dass es da draußen doch sicher genug Männer geben würde, die kein Problem mit der Kompression haben. Leider machte ich in den letzten zwei Jahren, auf Dating-Portalen oder auch im direkten Kontakt, nur sehr wenig gute Erfahrungen damit. Ich wünsche mir einen Partner, der mich so liebt wie ich bin, genauso wie ich es bei ihm tun würde. Egal ob dick, ob klein, ob groß, ob dünn, ob ohne oder mit chronischer Krankheit/Einschränkung, etc.
Don’t panic, it’s just compression!
Also überlegte ich mir das Thema früh anzusprechen, um bald „die Spreu vom Weizen zu trennen“ und ließ es, bei intensiveren Kontakten, mit einfließen. Manchmal kam es ohnehin zur Sprache, vor allem wenn ich Bilder (im Hochsommer) von mir, in schwarzer „Strumpfhose“ versendete. Obwohl ich zuvor von den Männern, mit denen ich schrieb, von Komplimenten überhäuft wurde, wurde ich infolgedessen blockiert, gelöscht oder bekam keine Antwort mehr. Spürte die starrenden Blicke auf meinen Beinen (ich trug bis dato sowieso immer eine Hose, Leggings oder Strumpfhose über der Kompression), wenn es mal zu einem Treffen kam.
Einmal verabredete ich mich mit jemandem zum Telefonieren (kurz bevor das Lymphödem zur Sprache kam). Komischerweise versagte aus den unerklärlichsten Gründen die Technik (bei ihm), er meldete sich dann aber auch nicht mehr.
Ich weiß nicht mehr, wie oft ich gelesen oder auch gehört habe, dass es „ja gaaar kein Problem “ und ich ja „trotzdem so eine schöne Frau“ sei und im Nachhinein, nie wieder etwas von demjenigen kam.
Liegt es an den Anderen?
Dass ich nicht die Einzige bin, der es damit so geht, weiß ich durch das Lesen in Foren zu dem Thema Kompression und Lymphödem und durch Gespräche mit anderen Betroffenen. Ich bat auch männliche Bekannte und Freunde um ihren Rat, um meinen Dates das Thema „schonend“ beizubringen. Mir wurde geraten sie – bei gemeinsamen Nächten – als „Strapse“ oder Teil eines „Krankenschwester-Kostüms“ zu verkaufen (letztere Idee finde ich bis heute ziemlich witzig) und anschließend denjenigen darüber aufzuklären, dass es medizinische Kompressionsstrümpfe sind und warum ich diese trage.
Liegt es an mir?
Vermutlich klinge ich sehr verbittert und ihr denkt euch, dass ich einfach die falschen Männer getroffen habe. Gut möglich … Aber ich mache mir inzwischen schon Gedanken darüber, warum ein Teil der Männerwelt ein solches Problem damit hat. Natürlich habe ich mir auch die Frage gestellt, ob es einfach an mir liegt. An meiner Persönlichkeit, meinem Auftreten? Suche ich die falsche Art von Dating-Portalen auf? Ist es einfach die Generation „Beziehungsunfähig“? Habe ich das Thema Kompression/Lymphödem zu schnell angesprochen?
Verstecken oder selbstbewusst damit umgehen?
Zwar war ich bis vor kurzem noch sehr unsicher, was das selbstbewusste Tragen und Annehmen der Kompression anging und arbeite noch daran, aber soll ich sie gleich verstecken und darauf hoffen, dass der Partner oder das Date sie nicht bemerkt? Sie nicht als medizinische Kompressionsstrümpfe erkennt? Es sind ja nicht nur die Strümpfe! Soll ich behaupten, dass ich Migräne oder meine Periode habe, wenn ich an einem schmerzvollen Tag nicht ganz so fröhlich und entspannt aussehe oder schlechte Laune habe? Dass ich nicht mindestens einmal wöchentlich zur Lymphdrainage gehe, sondern zur Uni, zum hundertsten Mal zum Tierarzt, zur Arbeit, etc. Soll ich „ihm“ umständlich erklären, dass es mögliche Einschränkungen, Kuraufenthalte, etc. geben kann oder wird? Und so weiter? Nein!
Dating mit Kompression – Es braucht Selbstbewusstsein …
Wir haben doch schon genug zu tun mit unseren Ödemen, mit all den negativen Aspekten und Erfahrungen. Ich finde nicht, dass Dating (was an sich nervenaufreibend ist) und die Liebe, von etwas lapidarem wie Kompression negativ belastet sein sollten. Und auch, dass man sich deshalb weniger begehrt oder weniger schön fühlen sollte!
Und mal ganz ehrlich… Als hätten die Männer, die mit unserer helfenden Kompression so ein Problem haben (und meist selbst keine Models sind), keine „Problemchen“?
Vielleicht haben sie ganz schlimme Akne, Mundgeruch oder selbst eine chronische Erkrankung? Können damit nicht umgehen und lassen ihre Unsicherheit an anderen aus? Ich kann meine Kompression ausziehen und was machen die mit ihrem Charakter?
… und Selbstakzeptanz!
Aber ich habe auch viele positive Berichte gehört und gelesen (wie zum Beispiel auf diesem Blog). Viele erzählen, dass ihre Partner positiv damit umgehen oder die Erkrankung und die Kompression, nicht wirklich wahrnehmen. Eine ebenfalls betroffene Dame sagte mir auch (Danke nochmal dafür!), dass ich mich vielleicht selbst nicht mit dem Lymphödem und der Kompression ausreichend akzeptieren kann und deshalb so viele negative Erlebnisse gemacht hätte. Die Ausstrahlung macht es aus. Die Art, wie du dich selbst, deine Kompression, die Krankheit siehst und annimmst. Darauf reagiert deine Umwelt, zieht die „gute“ Sorte Mann an. Bewirkt einen selbstverständlichen und unkomplizierten Umgang mit dem Thema Kompression und Lymphödem.
Zugegebenermaßen sind meine Zehenkappen nicht wunderschön, aber sie gehören ziemlich sicher den Rest meines Lebens zu mir, also so what?
Die Hoffnung stirbt zuletzt!
Also date ich einfach weiter, sammele Erfahrungen als Single in Kompression und arbeite an meiner Selbstliebe und Selbstakzeptanz. Und irgendwann wird „der Richtige“ kommen, der die Kompression und das Lymphödem als ein Teil von mir annimmt. Und wenn nicht …
Ja mei, wie der Bayer so schön sagt!
Vielen lieben Dank an Caroline und das Team von Lipödem-Mode, dass ich hier meine Erfahrungen und Gedanken teilen konnte!
Ihr macht wahnsinnig tolle Arbeit und tragt so viel zu dieser Community bei! Von Herzen: Danke!
Liebe Grüße,
Simone
Hi. Mein Name ist Andi. Ich habe zwar kein Lipoedemleiden, dafür Varizen, Krampfadern mit leichter Trombosetendenz. Somit trage ich als Mann auch Kompressionsstrümpfe und wie jetzt im Winter Strumpfhosen. Weitere Leiden sind mir auch nicht erspart geblieben. Mir ist das Egal und nütze was die Medizintechnik hergibt. Ich bin zwar gebunden und somit nicht mehr frei. Aber ich möchte dich bestärken weiter dein Ding zu machen. Zeige ruhig Bein. Ich finde das ist doch scheissegal. Denn Irgend wann kommt dein Märchenprinz dem das Äussere egal ist, wie mir, Nur die inneren Werte zählen. So schlecht siehst du doch in deinen farbigen Kompressionen gar nicht aus.
Hi, ich persönlich glaube nicht, dass das Problem dein Lipödem ist, sondern das es direkt angesprochen wird. Viele können das nicht einschätzen, sind überfordert und wenden sich lieber ab, bevor sie sich damit auseinander setzen. Das ist nämlich einfacher, wenn man jemanden noch nicht wirklich kennt.
Stell dir mal vor, dass du einen Typen kennenlernst, ihr versteht euch gut, dann erzählt er dir, dass er morbus crohn hat, schizophrene Phase hat, Borderliner ist, Multiple sklerose oder irgendwas ähnliches. Bei Krankheiten, die du kennst, ist es einfacher einzuschätzen, was das bedeutet. Aber bei dir fremden Krankenheiten? Vielleicht googelst du, findest echt blöde Erfahrungsberichte und fragst dich, letztlich, ob du denjenigen gleich krank kennenlernen möchtest. Hört sich fies an, aber ist doch letztlich so? Wenn du dich aber schon ein paar Mal mit demjenigen getroffen hast und festgestellt hast, dass es echt gut passen kann…. Und dann sagt er dir, dass er diese oder jene Krankheit hat, dann siehst du das alles doch ganz anders. Denn du hast die Person mittlerweile als realen Menschen kennen- und schätzen gelernt, nicht nur als fiktive Person aus dem Internet, die krank ist. Dann ist es für dich einfacher zu sagen: hey, was bedeutet diese Krankheit und finde ich den anderen toll genug um ihn auch krank als Partner zu haben?
Von daher würde ich sagen, fall nicht mit der Tür ins Haus. Niemand sonst stellt sich vor mit: „hallo, ich bin Matilda, 37 und habe Lipödem, Depressionen, Diabetes und auch manchmal Stimmungsschwankungen.“ Natürlich gehört deine Krankheit zu dir, aber sie ist nicht DU. Dich macht dein Charakter aus, dein Humor, dein Wesen, und das ist in erster Linie wichtig, wenn du jemanden kennenlernst.
Ach ja und wenn du denjenigen triffst und er fragt, dann sag natürlich die Wahrheit.
Liebe Grüße, Nina
Hallo Simone,
ich habe ein lip- lymph- ödem und bei meinem jetzigen Freund floss irgendwann das Thema ins Gespräch mit ein ( noch bevor wir zusammen kamen). Er hat kein Problem damit. Ich denke, weil ich auch keins damit habe. Meine Strümpfe gehören zu mir und wem das nich passt, der soll bitteschön gehn. Find die Strümpfe auch nich schlimm. Mich nerven eher die Lymphdrainagen, die mir meine Zeit rauben *bäääh*. Dann jammere ich bei ihm und er sagt immer nur: dialyse is schlimmer und schon is es fast wieder ok. Ich würde es auch nich direkt zum Thema machen. Kleide dich so, wie du möchtest und gib den Strümpfen oder dem ödem nich so viel Raum. Mache dir nicht so viele sorgen, was andere denken können. Ich denke, wenns dich nich stört und du lässig damit umgehst, wirst du auch jemanden finden, den das auch nich stört. Und ich habe nicht das problem mit Strümpfen, sondern eher wenn ich se ausziehe. *Lach*. Und mache dir kein Kopf, ob es an dir oder ihm gelegen hat. Der richtige kommt!! Ich durfte darüber auch erst 40 werden. *lach*
Lg
Bommel
Hallo Simone,
Du hast ja nun schon einige Antworten erhalten. Ich sehe es so: Wenn in einer länger bestehenden Partnerschaft plötzlich vom Mann die Kompressionsstrümpfe kritisiert werden, ist dies für ihn ein bequemer Vorwand, um diese zu beenden. Es gibt so viele andere Ursachen, aber kaum jemand möchte heute noch die Zeit aufbringen, sich damit auseinanderzusetzen.
Jetzt zu meinen eigenen Erfahrungen: Ich bin ein Mann und trage seit 29 Jahren Kompressionsstrümpfe und -strumpfhosen. Zudem hatte ich bisher drei Beinvenenthrombosen (zwei links, eine rechts) aufgrund einer angeborenen Blutgerinnungsstörung. Im Jahr 2000 habe ich mich dazu durchgerungen, meine Kompressionsartikel im Sommer nicht mehr unter einer langen Hose zu verstecken, sondern mit Shorts zu tragen.
Auch ich habe früher mein Glück einmal mit Bekanntschaftsanzeigen versucht, ebenfalls ohne Erfolg. Viele Frauen sind da auch nicht „anders gestrickt“ als die Männer. Sogar wenn die suchenden Frauen selbst eine Behinderung in der Anzeige genannt hatten, kam auf meine Zuschrift mit der Bemerkung, dass ich Kompressionsstrümpfe tragen muss, keine Antwort.
Meine Frau lernte ich über mein Hobby, das Wandern, kennen. Einige Zeit später, bei unserem „ersten Mal“ machte sie Urlaub an der Nordsee und ich hatte aufgrund meines Studiums nicht allzuweit entfernt in Sachen meiner Diplomarbeit zu arbeiten. Es war mit über 30 Grad brütend heiß und ich fuhr am Nachmittag noch über 200 Kilometer zu ihrer Pension. Mit einer dicken Jeans über der Kompressionsstrumpfhose hätte man mich auswringen können. Als ich ankam hatte ich als erstes nur den Wunsch nach einer langen ausgiebigen Dusche. Und jetzt kommt etwas, das ich so schön fand und seitdem genau wußte, dass sie „die Richtige“ ist. Während ich über 20 Minuten duschte, wusch sie meine total verschwitzte nasse Strumpfhose aus und hängte sie zum Trocknen auf!
Meine Frau ist übrigens etwa 10 Zentimeter größer als ich. Eine Bekannte, die mich auch kennt, sagte ihr einmal: „Einen Mann, der kleiner ist, käme für mich als Partner nicht in Frage.“ Also meine Damen, auch bei Euch gibt es Vorurteile!
Wenn „die Richtige“ oder in Deinem Fall „der Richtige“ kommt, wirst Du es wissen. Sei einfach Du selbst und verstecke Deine Kompressionsstrumpfhosen nicht, es gibt keinen Grund dazu! Ich habe in „meiner“ Stadt Bamberg im vergangenen Sommer auch eine junge Frau auf dem Rad mit einer schwarzen Kompressionsstrumpfhose gesehen.
In meinem alten Blog, der sich an Venenpatienten richtet, versuche ich immer wieder, anderen Mut zu machen, dass sie ihre Kompressionsartikel offen sichtbar tragen.
http://lebenmks.blogspot.com/
Ich denke da ähnlich wie du, Männer zu finden die wie in meinem Fall Übergewicht nicht abschreckt, und das ist echt noch im Rahmen, ist schon schwierig genug, wenn ich dann noch mit Kompri kommen würde, wer weiß.
Hab schon oft gehört, wie schön meine Augen sind und wie toll man mit mir schreiben, reden, lachen kann, aber……
Dem letzten Date hab ich dann gesagt, das ich auch eher an Haare auf dem Kopf und sportliche Figur dachte……
Frage mich öfter, warum das bei Männern scheinbar alles ok ist und Frauen am besten immer noch dem Idealbild entsprechen sollen.
Ich würde auch lieber im kurzen Rock und hohen Schuhen zum Date gehen, sehe da aber aus, als ob die Schuhe unter mir zusammenbrechen könnten….und auch, wenn es mir schwergefallen ist das zu akzeptieren, es gibt auch tolle Klamotten für mehr Gewicht und mit Kompri.
Sicher sind auch irgendwo die Männer, denen der Mensch wichtiger ist als die Strümpfe die getragen werden.
Ich Date auch weiter, obwohl es mir oft sehr schwer fällt und ich im Gegensatz zu früher nicht mehr so positiv da ran gehe, aber, wenn ich aufgebe verpasse ich nachher noch den richtigen!
Ich habe einen Weg gefunden, einen Weg, der mir zusagt und mich mit mir selbst ins reine gebracht hat. Früher wollte ich immer genügen und perfekt sein für Ihn…..verbrachte unendlich viel Zeit damit bloß super auszusehen und mich runterzuhungern, 15 Stunden Sport die Woche zu machen nur damit Er mich toll findet und die Beziehung nicht kaputt geht. Fakt ist: Ich war niemals gut genug für ihn oder andere Kerle und mittlerweile habe ich keinen Bock mehr mich auch nur ansatzweise für soetwas wie einen Mann hübsch zu machen NUR um IHM zu gefallen…..mittlerweile stehe ich fest mit beiden Beinen im Leben, wohne alleine und habe einen tollen Job im OP einer großen Universitätsklinik. Ich finde Männer mittlerweile zu anstrengend und platzfordernd, es ist lästig geworden immer die Freundin zu sein die nur dann toll ist wenn sie sich ihren Arsch für ihn aufreißt……ich habe schon lange nicht mehr das Bedürfnis einen Mann dauerhaft und jede Nacht in meiner Nähe zu haben, weil ich viel lieber meine Ruhe habe und festgestellt habe, das Beziehungen mich vorher viel unglücklicher gemacht haben. Ich finde mein Leben perfekt, ohne lästiges Anhängsel dem man gerecht werden müsste. Ich muss einen Scheiß, sondern nur noch mir gerecht werden und das tut mir unendlich gut!