
„Freiheit ist kein Traum, sie ist grenzenlos, doch sie liegt hinter den Mauern, die wir uns selbst bauen.“
Was sind eigentlich Depressionen?
Art und Schweregrad einer Depression sind von Person zu Person unterschiedlich. Bei dem einen gehen Sie einher mit körperlichen Beschwerden z. B Kopfschmerzen, Rückenschmerzen bis hin zu Verdauungsbeschwerden. Oft wird lange und erfolglos nach körperlichen Ursachen gesucht.
Bei einer weiteren Unterform, der melancholischen Depression, sind ein ausgeprägtes Morgentief, Gewichtsverlust oder Gewichtszunahme, Freudlosigkeit und Interessenverlust zu verzeichnen. Bei manchen Personen kann sich eine Depression auch ganz anders zeigen statt Niedergeschlagenheit und Traurigkeit reagiert man mit Gereiztheit, Aggressivität und Ärger.

Und dann ist da diese Mauer
Depressionen sind nicht immer da, sie kommen und gehen, oft fühlt es sich an wie eine Achterbahn der Gefühle. Heute geht es dir super, du könntest Bäume ausreißen. Du fühlst dich super, findest dich attraktiv, strahlst das Ganze auch nach außen aus. Du gehst zum Sport, erledigst alles voller Eifer. Der nächste Tag, du fühlst dich Schlapp, jede Bewegung kostet dich Kraft, du hast keine Motivation, du findest dich hässlich, an allem und jedem findest du was auszusetzen, bei jeder Kleinigkeit könntest du an die Decke gehen und anfangen zu weinen. Jedes Kompliment nimmst du falsch auf oder spielst es herunter. Warum auch solltest du es annehmen, wenn du dich selber nicht leiden kannst, weil du voller Selbsthass steckst.
Der Alltag – eine Herausforderung. Da du viel lieber in deinem Bett liegen bleiben würdest und bloß keinem Menschen begegnen und Konflikten aus dem Weg gehen möchtest. Du könntest ihnen nicht standhalten. Tausende Gedanken, die dich Quälen. Das zieht sich über Tage, Wochen oder Monate, mit starken und schwachen Tagen der Depression hin.
Was macht das mit deinem Leben?
Alltag, Beziehung, Arbeitsleben und Freundeskreis
Im Arbeitsleben kann man schlecht erklären, dass man Depressionen hat, wozu das Lipödem nicht gerade positiv zu beiträgt. Im Alltag bleibt dann auch mal alles liegen Die Wohnung sieht aus wie Sau, die kleinsten Verpflichtungen werden abgesagt oder einfach kommentarlos liegen gelassen.
Der Alltag oft nicht zu bewältigen, weil dir einfach die Kraft fehlt. Gesaugt werden müsste auch und die Wäsche stapelt sich schon wieder im Bügelzimmer. Von Badezimmer putzen und Staubwischen ganz zu schweigen. Dir tut nicht nur die Seele weh, sondern deine Lipödem Schmerzen machen dir auch noch zu schaffen. Schwere Beine, die dich jede Bewegung überlegen lassen, ob du Sie machst oder was du mit jeder Bewegung verbinden kannst. Dieser Teufelskreis lässt dich einfach nicht los, du bist verabredet mit Freunden. Einen einfachen Kaffee trinken gehen in der Stadt.
EINFACH
Dieses Wort einfach ist so schwer in dir, … Du überlegst, ob du überhaupt mitgehen solltest, weil du dich nicht wohlfühlst, du Angst davor hast, wie Menschen auf dich reagieren würden, wenn du vielleicht aufgrund deines Stadium 3 Lipödems nicht in den Stuhl passt. Jede Verabredung wird genausten geplant und zur Not abgesagt, weil man sich eine Erkältung eingefangen hat. Ausreden werden gut überlegt, denn man kann ja seinen Freunden nicht sagen, dass man Angst vor dem Leben da draußen hat und man einfach Depression hat.
Shoppen wird zu einem Muss, aber Freude bereitet es einem schon lang keine mehr, deswegen wird man zum Homeshopper. Irgendwann kommt dann auch noch eine Zeit, wo viele Freunde Abschied von dir nehmen, weil sie dank der vielen Absagen meinen, man möchte nichts mit ihnen zu tun haben. Dabei wäre es viel einfacher seinen Freunden davon zu erzählen, dass man Depressionen hat und dass man durch das Lipödem auch noch körperlich stark eingeschränkt ist und einen das noch mehr runterzieht. Da haben wir dann auch wieder das Wort einfach.
EINFACH bedeutet nicht leicht
Im Arbeitsleben wird man nicht ernst genommen.
„Die ist doch einfach nur Fett. Sie sollte mal etwas abnehmen. Lipödem ist doch nur eine Ausrede. Sport sollte Sie mal machen. Jetzt feiert die auch noch mit einem Burnout krank. Die hat doch einfach nur kein Bock zu Arbeiten.“
So viele Menschen haben immer noch nicht begriffen: Depressionen und Lipödem sind Krankheiten. Wir machen nicht krank, weil wir kein Bock haben, sondern sind krank, weil unser Körper uns dazu zwingt aufzugeben. Depressionen kommen und gehen genauso wie eine Grippe. Nur dass man nie sagen kann man ist geheilt und es gibt auch kein Wundermittel dafür.
Was das Umfeld damit auslöst, ist sehr vielen nicht bewusst. Doch wie soll man seinem Chef erklären, dass man einfach müde vom Leben ist, dass man nicht mehr kann, dass man Depressionen hat. Man möchte am liebsten nicht in den Alltag starten, weil der Kopf einen dazu zwingen muss.
Die Partnerschaft mit Depressionen und Lipödem

Wie soll ich meinem Mann/Freund sagen, dass ich Depressionen habe? Dass ich mich selbst nicht lieben kann, weil mein Kopf mir einen Streich spielt. Diese Schmerzen in den Beinen, … Die Optik meines Körpers nervt mich, ich ekel mich vor mir selbst. Doch wie soll ich ihm das verständlich machen? Tausende Gedanken gehen dir durch den Kopf:
Wie kann er mich lieben, wenn ich mich selbst nicht lieben kann? Wie kann er mich attraktiv finden, wenn ich mich vor mir selbst ekel? Wie kann er über allen Stolz erzählen, dass ich seine Freundin bin, wenn ich mich selbst am liebsten verstecken möchte. Wieso sieht er mich anders als ich?
An jeder Körperstelle hast du was auszusetzen. Dabei macht er dir oft Komplimente und zeigt dir, dass er dich liebt. Doch kommt es nie richtig bei dir an. Du spielst alles herunter, weil du so voller Selbstzweifel bist und dort kein Platz für all das Glück ist. Du bist gereizt und lässt ihn das oft spüren und er fragt dich, „Warum bist du so?“. Du kannst es nicht in Worte fassen. Das Sexualleben leidet darunter und dein Mann fragt sich, ob es an ihm liegt, ob du ihn überhaupt noch liebst. Als ob er etwas falsch macht, dabei bist du es, die sich kaputt macht und eure Beziehung gefährdet.
Redet offen über dein Problem! Sag ihm wie du fühlst und wie du denkst. Dass du einfach von deinen Depressionen eingeholt wirst, dir dein Leben zu viel geworden ist und du dich selbst nicht lieben kannst. Du kannst nichts dafür, du hast Depressionen und Lipödem. Wir müssen offen mit unseren Krankheiten umgehen, um Partner und Freunde nicht zu verlieren.
Was kann ich tun, um aus einem Tief herauszukommen?
Ich habe für mich den Sport entdeckt. Jedes Mal, wenn ich merke, es könnte ein Tief kommen, gehe ich zum Sport und fühle mich hinterher freier. Das bedeutet nicht, dass es bei euch auch so ist. Sucht euch eine Aktivität, die euch aus so einem Tief herausholen kann. Versucht offen mit eurer Krankheit umzugehen, beruflich so wie mit Freunden und Familie. So könnt ihr Stresssituationen aus dem Weg gehen. Geht in Selbsthilfegruppen, dort werdet ihr verstanden.
Denn wir haben alle dasselbe Problem keiner versteht uns besser, als wir Gleichgesinnten.