Dicke Beine trotz Diät
Dicke Beine trotz Diät – Madlen hat einen Traum, eine Vision von Ihrem Leben, ein Ziel. Um es zu erreichen, steckt sie viel ein, stellt sich schmerzhaften Erfahrungen und stürzt sich in eine Essstörung, nur um mit den schlanken Beinen der anderen mitzuhalten. Unter dem Druck der eigenen Selbstreflexion schwebt sie zwischen etlichen Diätversuchen und Mästungen der Familie, mit der Hoffnung Madlen wieder aus dem Untergewicht zu holen.
Gibst du deinem Leiden zu viel Raum, riskierst du, darüber das Leben zu vergessen.
Eines Tages trifft sie der Denkanstoß einer Freundin, ob sie nicht vielleicht doch am Lipödem leidet. Nächtelange Recherche und die Diagnose von Dr. Cornely in Köln bringen ihr in gewissermaßen diese seltsame Erlösung, die einen packt. Die Diagnose Lipödem ist für die meisten Betroffenen endlich Gewissheit, diesem grausamen Kind einen Namen geben und endlich einen Anfang gefunden zu haben. Schnell greift Madlen zur endgültigen Lösung und stellt sich den drei entscheidenden Operationen, die ihr Leben verändern werden. Als bereits Operierte selbst, kann das Phänomen bestätigen, welches sie im Buch anspricht. „Phantomschmerzen der Seele“ beschreibt es sehr treffend. Nachdem man diese Last in Form von krankhaftem Fett körperlich ablegen konnte, hat die Seele diese lange strapaziöse Reise nicht so einfach verdauen können. Hierzu schreibt sie sehr treffend:
Mein Rat ist, sich Zeit zu geben. Langsam loszulassen, was einen so lange beschäftigt hat. […] Nur wer Körper und Seele im Einklang betrachtet, wird wirklich gesund werden.
Die Öffentlichkeit wecken
Es ist wichtig und gut, dass Madlen Kaniuth als Person des öffentlichen Lebens im Mai 2015 das Buch herausgebracht hat. Das Lipödem braucht mehr laute Stimmen der Aufklärung und Zeigefinger auf die Missstände seitens der Krankenkassen. Durch den plakativen Titel „Dicke Beine trotz Diät – Mein Leben mit Lipödem“ werden sicherlich und hoffentlich viele Betroffene, Freunde und Bekannte auf das Thema aufmerksam, verschenken das Buch und dadurch auch der ein oder anderen Gewissheit.
Die Schreibweise ist sehr einfach zugänglich, so wie die Biographie, die für ein wenig mehr als die Hälfte, einen großen Teil einnimmt. Das ist natürlich auch richtig, da sich das Buch um das Leben mit Lipödem drehen soll. Für mich war es jedoch sehr auf den äußerlich ausgelösten Schmerz beschränkt, woraus auch die Essstörung resultierte. Die dramatisch körperlichen Leiden waren in Madlens Fall eher zweitrangig. Jeder hat seine eigene Geschichte zu seinem Leiden zu erzählen, daher ist es völlig in Ordnung, aber nun vielleicht nur ein wenig einseitig.
Fazit
Bereits gut aufgeklärten Lipödemerkrankten ist dieses Buch nur eingeschränkt zu empfehlen, da sich durch die Biographie und der Weg in die Öffentlichkeit keine wirklich neuen Eindrücke sammeln lassen. Wer jedoch noch am Anfang der Diagnose steht, ein wenig Halt, Verständnis und Aufklärung sucht, wird hier fündig. Einfühlsam und Schritt für Schritt erzählt Madlen von ihrem Weg zur Diagnose und der Erlösung durch die Operationen.
Für meinen Geschmack spielt der menschlich nicht ganz unumstrittene Dr. Manuel Cornely eine zu große Rolle. Ich kann nur von den Erzählungen aus den Selbsthilfegruppen sprechen, aber ich habe in den letzten Jahren von zu vielen negativen Erfahrungen gelesen, als dass ich es an dieser Stelle unkommentiert lassen könnte. Sie waren überwiegend zwischenmenschlicher Natur, daher verurteile ich Dr. Cornely nicht, ohne ihn zu kennen. Ich hatte nur jedes Mal einen faden Beigeschmack, wenn ich von ihm lese. Es gibt in jeder Himmelsrichtung Deutschlands gute Ärzte und Kliniken, von denen ich sicherlich hier auch einmal eine Liste verfassen werde.
Schade finde ich ebenso, dass es keine Bilder im Anhang oder an bestimmten entscheidenden Stellen im Buch zu sehen gibt. Es würde vielleicht auch Nichtbetroffene für die äußerlichen Merkmale sensibilisieren. Natürlich ist das in Zeiten von Google kein Drama, aber es hätte nicht geschadet.
Nach dem Buch
Madlen ist einen Schritt näher einem unbeschwerterem Leben gekommen und engagiert sich heute als Botschafterin der Lipödem Hilfe e.V. für mehr Aufmerksamkeit und Aufklärung in der Öffentlichkeit. Das ist eine wunderbare Arbeit und hilft, eine einfachere Zukunft für die nächsten betroffenen Generationen zu ebnen.
Ich und sicherlich viele andere danken Madlen Kaniuth für ihre Offenheit und ihren Schritt, diesen steinigen Weg zu einem besseren Leben für uns festzuhalten. Schaut euch das Buch einfach mal an, verschenkt es an jemanden, dem es eventuell die Augen öffnen könnte oder empfehlt es Freunde und Familie für mehr Verständnis.
Dicke Beine trotz Diät: Mein Leben mit Lipödem
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