Lipödem, meine Liposuktion – Teil 2: Der große Tag

Der große Tag war angebrochen und die Liposuktion an meinem Lipödem stand an. Wir standen früh auf. Ich hatte schlecht geschlafen. Die Nervosität machte mich zu einem kleinen Nervenbündel. Wir fuhren in der Nacht los, um pünktlich gegen 8 Uhr in der Hanseklinik Lübeck zu sein. Meine Beine zitterten, mein Kopf und meine Gedanken waren vollkommen wirr. Wir kamen in der Klink an und ab diesem Zeitpunkt hatte ich keine Zeit mehr zum Denken. Es ging alles ziemlich schnell. Die Blutwerte etc. hatte ich schon vorher per Post zugesandt. So dass ich mir das „Go“ von der Klinik geholt hatte. Ich wurde auf mein Zimmer gebracht und bekam das typische Nachthemd (hinten offen) und einen Wegwerfslip. Ich zog mich also um, mein Mann war die ganze Zeit an meiner Seite und mein einziger Ruhepol. Und dann kam auch schon die Schwester und bat mich mitzukommen.

Die Betäubung

Ich wurde nochmalig gewogen und dann ging es auch schon in den Operationsraum. Es wurden Fotos gemacht, von den Stellen die nun ihr Fett weg bekommen sollten. Herr Baumgartner malte mit seinem künstlerischen Talent wunderschöne Linien auf meine Beine. Und dann hieß es auch schon „Hopp auf den Tisch“. Ich bekam ein Beruhigungsmittel, weil ich so nervös war.

Man begann mit der Betäubung der Stellen an denen gesaugt werden sollte. Das geschah durch eine Tumeszenz-Lokalanästhesie. Diese betäubt nur die Stellen und ihr seid bei vollem Bewusstsein, könnt euch bewegen und mitarbeiten. Ich empfand die Einstiche der Betäubung (gefühlte 100 Stück) als extrem schmerzhaft. Ich glaube das war der schmerzhafteste Moment während der ganzen Liposuktion. Es wurden mehrere Liter der Lösung in meine Beine gepumpt. Ich konnte während des Toilettenganges das Ergebnis dessen sehen. Ein kleiner Schock! Tut euch den gefallen und guckt nicht hin wenn ihr zart besaitet seid. Meine Beine waren extrem aufgepumpt und prall. Ich wurde mehrmals zur Toilette geschickt. Wer also Angst hat er würde das nicht durchstehen ohne aufs Örtchen zu müssen, kein Problem.

Mein Befund in Bildern

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Entschuldigt bitte das Bildmaterial. Es ist schon etwas älter und ich habe nur diese Aufnahmen die es wirklich ganz genau zeigen.

Die Liposuktion

Dann begann die Absaugung, ich hatte dabei auch Schmerzen, ich hab es gespürt. Ich wünschte, ich könnte euch erzählen, dass es super easy war – keine Schmerzen – kein Ziepen. Aber dem war nicht so. Ich habe dann noch Medikamente über die Vene an der Hand bekommen und dann war das alles auch sehr erträglich. Ich kann mich an manche Dinge kaum erinnern. Es piekte ab und zu sehr und dann habe ich wieder ein bisschen der Medikamente bekommen. Die Absaugung erfolgte (Vibrations-Liposuktion) mit dünnen und gewebeschonenden Mikrosonden. Als der Vorgang beendet war, konnte ich wirklich selbstständig vom Tisch aufstehen. Wurde von den Schwestern versorgt. Diese drückten das restliche Betäubungsmittel durch streichen aus meinen Beinen, ich lief in diesem Moment quasi aus. Ich wurde gewickelt, bekam mein Mieder (von der Klinik gestellt) angezogen und konnte dann den Weg in mein Zimmer alleine fortsetzen.

Medikamente

Ich schlief ein paar Stunden. Mein Mann war an meiner Seite und ich war so froh, nicht alleine sein zu müssen. In meinem Kopf herrschte ziemliches Chaos. Das meiste war aber Freude, Freude darüber dass ich diesen Schritt getan hatte. Die Schmerzen die ich gerade gespürt hatte, waren noch so nah – aber es war geschafft. Aufstehen und laufen fiel mir am ersten Tag leicht. Ich bekam Spritzen (gegen Thrombose) und Antibiotika und Schmerzmittel frei Haus. Für die nächsten Tage bekam ich von der Klinik eine „Sorgenfrei Tasche“ mit Verbänden und Binden. Ich blieb eine Nacht in der Hanseklinik Lübeck in der ich wirklich tief schlief und den ganzen Tag verarbeitete.

Nach der Klinik

Nach einem guten Frühstück in der Klinik fuhr ich mit meinem Mann nach Hause. Das Spritzen in den Bauch übernahm er. Ich selber konnte das leider nicht und war sehr froh, dass ich von ihm so gut unterstützt wurde, da ich selber ein kleiner Angsthase bin. Ich brauche eine Schulter, an die ich mich lehnen kann und seine war immer da. An dieser Stelle vielen Dank an dich, mein Schatz (ich weiß, du liest meine Beiträge).

Die nächsten Tage waren mehr als schmerzhaft, ich lief ca. vier Tage aus den Einstichstellen aus. Wir mussten mich in den ersten Tagen mehrmals neu verbinden. Das Berühren der Stellen war sehr unangenehm. Kein Muskelkater hielt da mit. Ich konnte mich kaum auf die Toilette setzen. In manchen Foren habe ich im Nachhinein gelesen dass der Toilettensitz mit einem kleinen Schwimmreifen gepolstert wurde. So doof das auch klingt – ich hätte es auch gemacht, wäre ich auf die Idee gekommen!

Schwellphase

Nach vier Tagen begann dann auch die „Schwellphase“, meine Beine nahmen also an Umfang zu. Meine Oberschenkel waren sehr warm und empfindlich. Sitzen, bewegen – alles tat mir sehr weh. Ich bekam zu dieser Zeit schon wieder Manuelle Lymphdrainage. Ein Graus war das anziehen und verbinden bei jedem Termin. Aber da musste ich durch.

Nach ca. zwei Wochen Schwellung, lies es dann endlich nach. In der Zeit war ich weder fähig ein Auto zu fahren, noch normal zu gehen, geschweige denn einem normalen Alltag nach zu gehen. Mehrmals täglich nahm ich meine Schmerztabletten und versuchte mich viel zu bewegen, trotz der Schmerzen. Ich ging ganz langsam spazieren oder stellte mich auf mein Trampolin und wippte, um den Lymphfluss anzuregen. Die Stellen der Absaugung wurden immer härter und wechselten ihre Farben von lila, blau zu grün und gelb. Ein kleiner Regenbogen auf meinen Beinen. Die Verhärtungen hielten noch ca. 12 Wochen an. In dieser Zeit war ich sehr Müde und geschafft. Ich schlief sehr viel und merkte, mein Körper hatte viel zu verarbeiten.

Fazit – Liposuktion

Die Operationen sind wirklich schmerzhaft. Nicht jeder kommt mit den Schmerzen gut zurecht. Der Kreislauf der Patienten kann unter Umständen zusammenbrechen. Ich hatte schon sehr starke Schmerzen und das über Wochen hinweg. Dennoch kann ich sagen, dass sich das Ergebnis für mich gelohnt und die Beschwerden gelindert hat. Darauf folgten zwei weitere Operationen. Darauf werde ich in Teil 3 noch eingehen. Vorher Nachher Fotos werdet ihr im dritten Teil der Reihe auch zu sehen bekommen. Bitte macht euch bewusst das dieser Eingriff von jedem anders empfunden wird. Dies ist lediglich meine ganz persönliche Erfahrung.

hier gelangt ihr zu „Lipödem, meine Liposuktion – Teil 1: Vorbereitungen“

Alles Liebe

 

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Author: annichen1989

Ich bin Anja und wurde am 10.02.1989 in Schwedt an der Oder geboren. Ich komme somit aus dem schönen Brandenburg. Beruflich bin ich tätig als Kauffrau für Bürokommunikation, ich unterstütze 2 Unternehmen mit meiner Arbeitskraft. Nebenbei bin ich als Künstlerin im Bereich Manga tätig. Ich wurde von der lieben Caroline eingeladen mich an diesem Blog zu beteiligen. Mir macht es Spaß, meine Gedanken zu teilen und ich hoffe, dass unsere Krankheit dadurch auch bekannter wird.

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