Weiterführung von Teil 1
Ob dies eine gute Entscheidung war?
Eine Trekkingtour ohne Flachstrickkompression? Dies kann ich euch ganz schnell und direkt beantworten… Nein!
Warum? Weil meine Liposuktion Mitte Februar war und ich meinem Körper einfach zu viel zugemutet habe. Noch keine fünf Monate ist es her, aber aus Fehlern lernt man. Meine Beine haben ganz schön was mitmachen müssen – 11 Tage in Wandersocken. Jedes Lipödem-Mädel weiß, Socken sind eh so ein Thema und dann diese super engen Wandersocken. Furchtbar. Aber ich hatte keinen typischen Lipödemschmerzen, sondern war geplagt von Einlagerungen die von Knöchel bis Knie reichten. Doch was habe ich für eine Option? Alles mies machen oder einfach durchhalten und den Urlaub genießen? Ich entschied mich für letzteres.
Wir landeten voller Vorfreude 16:30 Uhr nach irischer Zeit in Cork und mich übermannte direkt so ein Gefühl: „Auf ins Abenteuer“.
Zunächst ging es zur Gepäckfreigabe, der Rucksack wurde auf den Rücken geschnallt und unser Abenteuer konnte beginnen. Wir entschieden uns die erste Nacht in Cork zu bleiben und checkten in ein B&B ein (Bed & Breakfast). Kein Luxuszimmer, aber das war auch nicht unsere Intention.
Kinsale
Die Nacht war schneller zu Ende, als man dachte. Ich war so aufgeregt – der erste Tag unserer Tour. Auf geht’s nach Kinsale an die Küste! Wir liefen durch eine wunderschöne Landschaft, die Sonne schien mir auf die Nase und ich fühlte mich einfach nur glücklich gegen den Strom des Alltages zu laufen. Unterwegs begegneten wir vielen Feldern, Rinderherden und super freundlichen Iren. Leider erreichten wir unser Tagesziel Kinsale nicht. Was das für uns hieß? Camping! Aber dies ist gar nicht so einfach in Irland, da alle Felder und Grundstücke eingezäunt sind. Wir fanden aber ein gemütliches Plätzchen am Feldrand 7 km vor Kinsale.

Am nächsten Morgen ging es früh weiter, denn der Ehrgeiz hatte mich gepackt und ich war voller Tatendrang. Wir liefen kilometerlang bergauf, bergab… überall diese grünen Weiden, Felder und so tolle rustikale Häuser – wunderschön. Aber die erste Blase an der Ferse meldete sich … egal einfach weiter. Ich konnte gar nicht mehr aufhören zu laufen. Das kennt ihr bestimmt vom Joggen.
Um die Mittagszeit erreichten wir Kinsale. Wir waren geflasht, oben von den Klippen schauten wir auf die Stadt. Was für eine tolle Aussicht. Das Meer, der Hafen, die tollen Gebäude – hier wollten wir bleiben. Wir checkten in ein B&B ein, direkt für zwei Tage. Uns lockte die Stadt, die bunten Häuser, die Menschen und die traumhafte Landschaft. Keine Zeit für eine Pause, sondern direkt ging es auf Erkundungsjagt. Wir wanderten zu einem Fort… atemberaubend. Die Sonne brannte, aber dasies war es uns wert. Diese Eindrücke und Aussicht werden wir nie wieder vergessen. Den Abend saßen wir auf der Hafenbank und aßen Pommes. Das hatten wir uns verdient!
Clonakilty
Zwei tolle Tage gingen so schnell zu Ende und es war Zeit Kinsale Good Bye zu sagen. Unser neues Ziel: Clonakilty. Etwa 25 km Luftlinie von Kinsale entfernt, ebenso an der Küste gelegen. Wir fuhren mit dem Bus durch enge Land und Küstenstaßen, vorbei an Wäldern, Flüssen und irischer Wildnis. Ich bin immer noch total fasziniert von der Landschaft.
Clonakilty, da waren wir nun, ganz rustikal auf einen Campingplatz, mit dem Meer im Nacken. Wir buchten direkt sechs Tage. Dies war eine gute Entscheidung, denn wir wollten die Gegend ohne Rucksack erkunden.

Mich zog es ans Meer. Ebbe und Flut spürt man doch sehr und ich saß manchmal stundenlang und beobachtete das Wasser. Zum ersten Mal seit vielen Jahren konnte ich genießen. Ich vergaß alles um mich herum, schaltete meine Gedanken aus und genoss das hier und jetzt.

Wir verbrachten tolle Tage in Clonakilty, gingen viel zum Strand. Ich kühlte meine geschwollenen Beine und ich kann euch sagen, das war herrlich! Wir besichtigten die Stadt, saßen in Cafés und ließen es uns einfach gut gehen. Oftmals versuchte ich zu analysieren, wieso ich mir immer so viel Stress mache, meinen Kopf zu Hause nicht abschalten kann und nicht einfach mal das Leben so zu leben und zu genießen, wie es kommt. Diese Fragen nahm ich mit nach Hause und beschäftigte mich nach dem Urlaub intensiv damit.
Es war an der Zeit Clonakilty den Rücken zu kehren, aber wir wollten die letzte Nacht in Kinsale verbringen. Am Hafen mit einer Tüte Fish&Chips in der Hand genossen wir unseren letzten Abend in Irland.

Irland – Reise ins Ich
11 Tage Irland, und ich habe das Gefühl ich komme als ein entschleunigter und erholter Mensch zurück nach Deutschland. Diese Tour hat mir gezeigt, was ich alles mit wenigen Dingen erleben kann, dass ich mehr auf mich selbst hören sollte und endlich mich von Steffi, dem Kopfmenschen etwas verabschieden sollte, um mir nicht immer selbst im Weg zu stehen. Das Leben hat so viele tolle Dinge für einen bereitgestellt, auch wenn sie anfangs unscheinbar sind.
Eure Steffi