Kompression – Mein täglicher Kampf

 Mit Müh und Not

Mein Kampf. drrring, drrrring … mein Wecker klingelt. Auf geht’s in den neuen Tag. Müde und mit halboffenen Augen sitze ich auf der Bettkante. Ich schaue mir meinen Stapel mit den zurechtgelegten Sachen für den Tag an. Rock, Shirt, Strickjacke, Wäsche und … Kompression. Mein Herz wird schwer.

Ein neuer Tag, ein neuer Kampf

Irgendwie hab ich heute so gar keine Lust mich in die Kompression hinein zu quälen. Alleine der Gedanke lässt mich Schaudern. Aber mit einem Tag ohne Kompression leben? Die Schmerzen für ein bisschen Freiheit in Kauf nehmen? Eine kleine Abstimmung beginnt in meinem Kopf zu kreisen. Pro und Contra. Pro gewinnt. Also her mit dem Fetzen und an das Ding! Leichter gesagt, als getan. Erst einmal schön zurecht legen, dann Stück für Stück die Füße einfedeln. Der erste kleine Kampf beginnt manchmal schon an der Ferse. Tja clever wie ich bin, habe ich das natürlich leicht gemeistert – ein Ruck und rüber. Wäre doch gelacht.

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Kurz tief durchatmen und dann mit ein, zwei kräftigen Zügen den kleinen Neoprenanzug bis zu den Kniekehlen gezogen. Puhhh! Wunderbar – wenn jetzt das Telefon klingelt bin ich nicht handlungsunfähig. Auch wenn das Haus nun brennt, werde ich hier wohl noch ein bisschen sitzen und zusehen. Also neue Kraft sammeln. Ich fummel die Kompri langsam über meine Knie, schön kräftig ziehen, so dass keine Falten entstehen. Nun hab ich Sie auf mittlerer Höhe auf den Oberschenkeln. Und nun? Sackhüpfen? Naja, zumindest so ähnlich.

Mut sammeln

Ich stehe da, mein Kopf denkt darüber nach das ganze Rückgängig zu machen. Einfach schnell wieder ausziehen und in die Ecke pfeffern. Meine kleine Dämonen geben sich alle Mühe mich zu überzeugen – kleine Böse Viecher! Aber Nein! Nicht mit mir! Ich werde das jetzt durchziehen. 3 – 2 – 1 – GO! Ein kräftiger Ruck und die Hose sitzt nun auch über meinem Po. Fast schon an der korrekten Stelle. Ein kleiner Sprung, ein bisschen Gymnastik, drei kleine Ausfallschritte, fünf Kniebeuge und zehn Yogafiguren später sitzt tatsächlich alles an Ort und Stelle. Was bin ich gut! Fühlt sich jetzt auch eigentlich gar nicht so schlecht an. Ich schau in den Spiegel – Ja hallo Fräulein – schick, wie das alles so in Form bringt!

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Ja das war doch gar nicht so schwer, sage ich nun. Hat perfekt geklappt, sieht gut aus. Wo war das Problem? Meine kleinen Dämonen haben sich in die hinterste Ecke verkrochen, irgendwas schreiben sie da auf Papier, aber ich ignoriere Sie. Ich habe den heutigen Tag gewonnen, ich sehe gut aus – Selbstvertrauen Level 100 – der Tag kann kommen.

Nochmal schaue ich in die Ecke, da sitzen Sie, halten Schilder in die Höhe „Morgen ist ein neuer Kampf“. Sie haben recht, doch ich bin gewappnet – der SIEGER bin ICH.

Ähnliche Beiträge findet ihr hier: Für immer die Dicke /Story of my Life

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Author: annichen1989

Ich bin Anja und wurde am 10.02.1989 in Schwedt an der Oder geboren. Ich komme somit aus dem schönen Brandenburg. Beruflich bin ich tätig als Kauffrau für Bürokommunikation, ich unterstütze 2 Unternehmen mit meiner Arbeitskraft. Nebenbei bin ich als Künstlerin im Bereich Manga tätig. Ich wurde von der lieben Caroline eingeladen mich an diesem Blog zu beteiligen. Mir macht es Spaß, meine Gedanken zu teilen und ich hoffe, dass unsere Krankheit dadurch auch bekannter wird.

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  • Hi Anja,
    Daaaanke für diesen Beitrag, für diese Seite! Ich bin nicht allein. Seit 2 Tagen habe ich eine Kompressionscapri und Kniestrümpfe KKl 2. Mit den Strümpfen komme ich super klar. Mit der Hose gar nicht. Benötige weit über 30 Minuten nur für diese trotz Handschuhe. Nach Toilettengängen mind. 10 Minuten bis sie wieder richtig sitzt.. Mir graut es vor jedem Toilettengang…. Morgens liege ich im Bett und mag nicht aufstehen…. Habe Probleme oben ab Oberschenkel, hinten am Popo und im Schritt. Es schnürrt ein und tut weh beim Anziehen, dabei geht es nur Millimeter weiter…schweisstreibend und fies für die Hände. Wie mache ich das als Lehrerin in der Schule in den 10 Minuten Pausen? Wie bei Arztbesuchen? Irgendwie ist es doch gar nicht alltagstauglich. Bitte macht mir Mut! Wird es irgendwann schneller und besser gehen? Liebe Grüße Yuna

    • Hallo Yuna!

      Ich kann dir mit Gewissheit sagen das Übung den Meister macht. Am Anfang ist es wirklich schwer und deine Hände werden leiden, jetzt kommt das ABER (!) du wirst schneller werden. Deine Hände werden sich an die neue Belastung gewöhnen und du wirst sehen, 1-2 Wochen später hat sich das alles eingespielt.
      Für Wunde stellen kann ich dir „babywundcreme“ empfehlen, das hilft den Händen sich wieder zu erholen. Bitte bleib am Ball. als Lehrerin solltest dir einfach vorstellen das es ein Lernfach ist. Üben, üben, üben und dann klappts! Ganz viel Erfolg und Kraft wünsche ich dir – du schaffst das.

      Anja

  • hallo ihr lieben,
    ja, die beiträge sind toll hier und machen mut! 🙂 ich hatte zuerst (vor 5 monaten) rundstrick- strümpfe bis zum oberschenkel und die waren auch ein kleiner krampf zum anziehen. sie nicht zu tragen war für mich keine option. habe sie in den fast 6 monaten nur 2 mal ausgelassen für 2 feiern (nachmittags bis abends). 🙂 da hab ich 2 paar stützstrümpfe ausm normalen laden übereinander gezogen, um etwas stütze zu haben. das hat gut geklappt u sah auch noch cool aus. 🙂 jetzt habe ich seit ein paar wochen flachstrick, das 2. paar, weil die ersten so miste waren (knötchen von aussen, so dass man das tragen eines rockes vergessen konnte), sie rutschten, so das beim spazieren gehn nach ca. 15 min. schon alles am knie hing. 🙁 jetzt, marke gewechselt, rutscht nix, hab sie in 2 min. angezogen und meine schmerzen in den händen (die anfangs echt heftig waren), sind so gut wie weg. habe sie (und auch die füße) mit sheabutter (unraffiniert) immer wieder gecremt. den sommer kenne ich nur mit rundstrick. mal sehn, wies mit dem flachgedöns is. krieg ich auch hin. 🙂 kriegen wir alle hin!! 🙂
    lg
    bommel

    • Liebe Bommel,

      Um es mit deinen Worten zu sagen „wir alle kriegen das hin“!
      Ich finde deine Einstellung super, wirklich vorbildlich. Aufgeben ist keine Option.
      Sehr gut finde ich auch das dir die Kompression wirklich hilft und die Schmerzen besser werden – super Feedback! Bei solchen Worten wissen wir alle warum wie diese Seite betreiben. Danke!

      Liebe Grüße
      Anja

  • Hallo Anja, danke für dein feedback. Ich fühlte mich so allein, weil ich weit und breit niemand kenne, der das lippie hat. Jetzt geht’s mir besser, dank dieser Seite. Heut auf der Arbeit wars mir wieder so heiß, ich hab die Hose hochgekrempelt. Basta!!! Jetzt is die Hemmschwelle gefallen!! Habe meine kirschroten Sternchen gezeigt. Zwinker. Jetzt muss, nein, darf, will ich zum Lymphen. Das war auch erst son Krampf. Aber nach nem halben Jahr war ich mal zwei Wochen nicht und hab wieder schmerzen. Ich zieh es durch. Und es sind auch Erfolge da. Meine suaven sind weg. Zieht es durch! Ich schicke euch ne mega Portion Mut da draußen. LG Bommel

  • Liebe Anja, ich habe über Deinen morgendlichen Kampfbericht so gelacht und gedacht, wo ist die versteckte Kamera in meinem Schlafzimmer so geht es mir jeden morgen seit 8 Jahren vielen Dank für Deine Modetipps.

    Das passende Kleidungsstücke zu kaufen ist echt ein Drama. So manch geglaubte tolle Stück ist dann doch schnell wieder verschwunden, da es dann doch ein Fehlkauf war. Wenn ich an Hand Deiner Fotos die Möglichkeiten sehe, passiert mir dann hoffentlich nicht mehr.

    • Liebe Sonja,
      Es freut mich sehr das ich dir ein Lächeln ins Gesicht zaubern könnte.

      Ich hoffe du findest ein paar schöne Sachen für deinen Kleiderschrank. Ich nutze selbe jede Inspiration die ich kriegen kann.

      Wünsche dir alles liebe.
      Anja

  • Sehr schöner Artikel von dir! Er spiegelt unseren Alltag gut wieder.
    Die ersten Tage habe ich täglich geheult. Draußen waren 35 Grad, da wollte ich gar nicht aufstehen, da die Kompri auf mich gewartet hat, habs aber eisern durchgezogen. Toilettengänge? Nun ja, meine Kollegen schmunzeln, wenn ich mit meinen Arbeitshandschuhen aufs Klo gehe
    Angeglotzt wird man bei den Temperaturen eigentlich nur von andeten Frauen, den Männern scheints wurscht zu sein.
    Das erst Mal Autofahren war grusslich, da mein sehr hoher Bund mir so unter der Brust eingeschnürt hat. Auch mein Magenvolumen hält sich scheinbar in Grenzen a.G. des Drucks.
    Jetzt hab ich durchgehalten und mich doch zum Laufen durchgerungen, ging so, bis auf das unheimliche Hitzegefühl. Zwei Wochen sind rum und ich freu mich, durchgehalten zu haben. Leider bemerke ich nun, dass das Leibteil rutscht. Das nervt im Schritt, am Bund und um die Knie herum. Nun möchte ich das gern geändert haben. Ich wurde bei heissestem Wetter und mit aufgequollenem Bauch vermessen, da befürchte ich den Fehler.
    Ach ja, viel Geld ging für neue Klamotten raus. Drei neue BHs mit exotischer Größe, da der hohe Bund ständig mit meinen BH-Bügeln kollidierte Schuhe zum reinschlüpfen, da ich mich durch den Bund kaum mehr bücken mag. Und keine meiner Jeans ertrag ich mehr, da nun zu warm, zuviel Stoff am Knie und Passform sch…
    Naja, aber ich lebe und schimpfe noch. Meinem Freund scheint mein Po in der Kompri jedenfalls zu gefallen und ich bilde mir eine Schmerzreduktion ein.