Was soll ich groß um den heissen Brei herum schwafeln. Ich sag’s Euch an dieser Stelle wie es ist: Bei den meisten Themen die ich jemals in Zukunft hier als Ärztin hinterlassen werde, lässt sich nun einmal die Wissenschaft nicht mit dem persönlichen Charme und Humor eines hier vielleicht ansonsten anzutreffenden Blog-Autors kombinieren. Immerhin geht’s um medizinische Fakten, welche sich leider nicht immer so nett-leserlich ohne trockenes Kaugummi präsentieren.
Und wer sich hier auf diesen Seiten regelmäßig rumtreibt und bereits hier und dort seinen Wissensdurst gestillt hat, weiß ebenso, dass bereits viel über diverse Sparten im Bereich des Lipödem-Dasein gesprochen wurde.
Über das Thema Lymphödem – egal ob nun primärer Ursache oder sekundäre (wie bei uns Lipödem-Mädels) – und was man dem Körper unterstützend zu seiner Entlastung anbieten kann, dagegen aber vielleicht noch ungenügend.
Also presche ich ohne lange Worte diesmal gleich voran und lege mal mit der fachlichen chewing-Matrix los.
LYMPHÖDEM – Ursachen und Folgen?
Beginnen wir doch mit einen kurzen gedanklichen Abschweifer. Also zunächst einmal ist ein LYMPHÖDEM nicht gleich ein Lymphödem. Man unterscheidet ganz klassisch zunächst seine Ursache, d. h. Genese.
Die Ursachen
für das PRIMÄRE Lymphödem:
- durch eine angeborene Erkrankung, da Lymphbahnen und Lymphknoten nicht richtig ausgebildet wurden
- meist beidseitig an den Gliedmaßen
- von unten nach oben am Körper, von den Zehen bis zum Oberschenkel
für das SEKUNDÄRE Lymphödem:
- ebenfalls ausgelöst durch in den Venen aufgestautes Blut sowie (Chronisch venöse Insuffizienz)
- auch ggf. durch Infektionen wie Pilze oder Bakterien, Parasiten
- post-operativ möglich durch Verletzungen von Lymphbahnen
- oder bei Krebs, Chemotherapie
- Trauma (Verletzung, Verbrennung etc)
- i. d. R. einseitig auftretend
- Adipositas (!): Der Lymphfluss steigt durch die Fettleibigkeit und der Druck auf die Lymphknoten, das verschlechtert den Lymphabfluss
- von oben nach unten, z. B. Achsel bis Hand
Die Folgen
Funktioniert das ganze Lymphsystem nur noch unzureichend, bleiben Eiweiße und Gewebsflüssigkeit zwischen den Zellen im betroffenen Gewebe stecken.
Das Gewebe schwillt und die Flüssigkeit kann nicht mehr ausreichend abfließen.
Wird der Lymphstau nicht beseitigt, können Folgeerkrankungen wie Gewebeschäden, Entzündungen oder eine sog. Wundrose auftreten die zu einer Infektion führen kann.
Seltener kann es sogar zu Schwellungen an Hals, Kopf, Rumpf/Brust oder Genitalien kommen. Mit Schmerzen ist das reine Lymphödem meist nicht verbunden, allerdings können natürlich die Folgen wie o. g. schmerzhaft sein.
Den Körper entwässern und damit entlasten? Geht denn das überhaupt?
Während des sehr langen Studienverlaufes eines Arztes mit abermaligen Fächern von der Anatomie des Menschen in jegliche Ritze, bis hin zur Arbeits- und Umweltmedizin kommt einem jedoch niemals ausführlich das Erkrankungsbild LYMPHÖDEM, geschweige denn LIPÖDEM unter die dicke Bücherreihe. Das Fach Naturheilkunde, zumindest während meiner Zeit und an meiner werten Universität, ebenso wenig wie ein Huhn fertige Ostereier legt. Wenn man also über den Tellerrand schauen möchte, muss man entweder durch Zufall in die ein oder andere Schiene geraten oder geschubst werden. Oder, man muss zwangsläufig Eigeninteresse entwickeln. Oder, beides zusammen.
Wie wir ja bereits in einem meiner letzten Artikel gelernt haben, befördert neben dem Blutkreislauf ein weiterer Kreislauf Flüssigkeiten im Körper: Das Lymphsystem. Auf diesem Transportweg werden Viren, Bakterien und Zellmüll abtransportiert. Ein gesundes Lymphsystem ist elementar.
Wenn dieses gestört wird, kann sich Flüssigkeit im Gewebe ansammeln und aufstauen. Es entwickeln sich Ödeme, der betroffene Körperteil wirkt geschwollen.
Frauen haben in der Regel häufiger die Neigung zu Ödem-Einlagerungen als Männer, da sie eine andere Bindegewebsstruktur besitzen. Außerdem speichert der weibliche Körper während des Zyklus ebenso Wasser im Körper. Es entsteht ein ständiges rauf und runter und ein konstanter Wahnsinns-Faktor mit „Frust-Schokolade“ oder „ich esse nur noch Gemüse heute-Weinkrampf“ im weiblichen Badezimmer während der monatlichen Gewichtsanalyse.
Außerdem können auch Medikamente schuld an Lymphödemen sein, die da wären: Hormone, Verhütungsmittel, Diuretika selbst (harntreibende Medikamente), Antirheumatika, Kortison auf Dauer und und und.
Leide ich nun an chronischem Lymphstau, so ist oberstes Ziel natürlich zunächst, dass der Aufstau in den Gefäßen gelöst werden muss. E soll ja nicht nur zur Linderung von Beschwerden kommen, sondern auch weitere Folgeschäden wie o. g. vermeiden.
Somit benötige ich nicht nur jemanden an meiner Seite, der zunächst überhaupt erkennt, dass ich unter einem chronischen Lymphstau leide und nicht einfach nur ein paar Kilo Fett zugenommen habe, und, ich benötige fachkundige Therapie. Am besten frühestmöglich.
Mögliche Anzeichen eines chron. Lymphödems
- Spannungsgefühl
- chron. Schwellungen von Körperbereichen
- später: Verhärtung/Fibrosierung des Bindegewebes
Natürlich ist die nächste Instanz immer die sogenannte KPE, die Komplexe Physikalische Entstauungstherapie, welche am effektivsten bei einem Lymphödem wirkt.
Darauf gehe ich aber in diesem Artikel nicht weiter ein. Uns interessiert ja heute mal, was man denn selbst zu Hause in seinem Alltag bzw. vom Sofa aus als liebevoll ausgedrückte Selfcare so tun kann, um einem lästiges Lymphödem dem Kampf an zu sagen.
9 Tipps zum natürlich Entwässern bei Lipödem und Lymphödem

Trinke genügend Wasser
Gleich als Punkt 1, wer hätte es gedacht, das allseits bekannte “trinke genug Wasser” –Sprüchlein! X-mal gehört, klingt komisch und bereits lästig? Aber, es hilft! Wenn du nämlich ausreichend Wasser trinkst, veränderst du die Wassereinlagerungen in deinem Körper. Wenn du hingegen zu wenig Flüssigkeit zu dir nimmst, versucht dein Körper erst recht, das Wasser zu speichern. Faustregel: ca. 30 ml Flüssigkeit pro Kilogramm Körpergewicht / Tag! Bei Hitze oder Fieber mehr!
Nicht übersalzen!
Halte die Balance mit dem Salzkonsum, den du zu dir nimmst. Achte vor allem auch auf verstecktes Salz in Fertigprodukten, Butter/Margarine, Gemüsemischungen etc.! Wenn die Konzentration von Natrium in deinem Körper nämlich zu hoch ist, wirst du es bis zu einer bestimmten Schwelle einspeichern und es wird Wasser nach sich ziehen. Dies kann in der Blutbahn außerdem zu Bluthochdruck und somit weiteren gesundheitlichen Problemen führen.
Reduziere etwas deine Aufnahme von (schlechten) Kohlenhydraten
Kohlenhydrate, vor allem zu viel davon und vor allem einfache, minderwertige Kohlenhydrate anstatt hochwertige, komplexe stärke- und ballaststoffhaltige Verbindungen werden immer einfach ausgedrückt auch nur als eine Form von Zucker weiterverarbeitet und in Form von Glykogen in Muskulatur und Leber als Energielieferanten gespeichert. Leider ist es aber auch so, dass dieser Nährstoff Kohlenhydrat auch eine enorme Menge Wasser an sich bindet. Nämlich sage und schreibe 3 Gramm Wasser pro 1 Gramm Kohlenhydrat oder besser gesagt Glykogenbaustein!
Gute, komplexe Kohlenhydrate sind aber nicht per se schlecht. Wie gesagt, es kommt darauf an, um welche Nahrungsmittel es sich handelt und darauf, ob ihr Personen seid, die zu einem Lymphödem neigen. Dann solltet ihr ratsamer Weise den Anteil an kohlenhydrathaltigen Lebensmitteln reduzieren um euren Körper zu entlasten. Dies ist auch der Grund dafür, warum Personen unter einer sog. Low carb-Diät zu Beginn so gut an Gewicht und Umfang verlieren. Sie lagern weniger Glykogen und somit weniger Wasser ein!
Mach mal Alkohol-frei
Auch mal Alk-frei, olé! Mal abgesehen davon, dass Alkohol ein reines Zell- und Nervengift ist, dehydriert es den Körper zunächst. Man kommt je nach Menge ins Schwitzen und es fördert über Botenstoffe den Harndrang. Alkohol sorgt dafür, dass ihr schneller Flüssigkeit ausscheidet und der Körper notgedrungen versucht, die lebenswichtige Flüssigkeit für Lymphtransport, Bluttransport und für das Oberstübchen bei sich zu behalten und kämpft um jeden Tropfen. Die Flüssigkeit wandert nur zu gerne in den Bauchbereich und in das liebe Gesicht, warum wir auch wunderbar verquollen am Morgen dreinschauen. Und obendrauf gibt’s durch den peripheren Flüssigkeitsmangel im Blut gleich noch schön den Katerkopfschmerz dazu, yippie. Und als wäre das nicht blöd genug: Die Giftstoffe des Alkohols stören die Nieren, die nämlich damit beschäftigt sind, den Alkohol auszuscheiden. Es bleibt ihnen wenig Energie, um den eigentlichen Wasserhaushalt im Körper zu regulieren.
Magnesium
Wieso? Wegen PMS! Hä? Na weil Frauen, die während ihres Zyklus sehr mit Wassereinlagerungen zu kämpfen haben, studientechnisch davon profitiert haben, wenn sie im Zeitraum ihrer Periode zusätzlich eine moderate Menge an Magnesium aufgenommen haben oder Magnesiumhaltige Lebensmittel bevorzugt haben. Interessant, oder? (Ich nenne gleich mal welche: Vollkornprodukte, Kohlgemüse, Hülsenfrüchte, Sojaprodukte, reiner Kakao …)
Schlaf und Stress
Ja das ist auch so eine Sache und nachweislich Gift, räusper … Jetzt wird’s noch schlauer: beim Schlafen aktiviert unser Körper nämlich sogenannte sympathische Nervenbahnen in den Nieren, die darüber den wasser- und salzgehalt im Körper regulieren. Genauso wie jedoch zu wenig und schlechter Schlaf uns morgens wie eine gedunsene Quarktasche aussehen lässt, tut uns ein zu langes Schlümmerlein auch nicht gut. Und mit dem fiesen Stress, der ja immer mehr allgegenwärtig ist, ist es auch nicht besser. Stress erhöht den Cortisol-Spiegel, daraus folgt der Rattenschwanz mit Erhöhung des antidiuretischen Hormons (ADH) und folglich, wie der Name schon sagt, (so richtig „Anti“, man ….) erfolgt keine D i u r e s e, also kein „Wasser-marsch“!
Sport ist (kein) Mord
Sport erhöht den Blutfluss und verbessert die Atmung, somit auch den Lymphfluss und wenn’s gut läuft, schwitzt ihr noch dabei, prima! Wasser gelangt in die Muskeln um zudem den Blutfluss anzutreiben und die Muskeln brauchen die Flüssigkeit um zu funktionieren, wunderbar einfach eigentlich! Also hopp, hopp!
Massagen
Es gibt so viele Punkte, warum Massage für uns ne dolle Sache ist. Aber ich sage hier nur, dass auch diese u. a. den Lymphfluss verbessert und ihr Euch einer Knetkur am besten alle zwei Tage unterwerfen solltet. Und in diesem Falle natürlich z. B. in Form der bewährten MLD, aber auch Wechselduschen wirken ähnlich sowie die Form der Schröpf-Massage für zu Hause.
Wer sich dafür interessiert, schaut mal auf meinem Account vorbei, wo ich unter dem Punkt “Lymphmassage” im Highlight die Massage-Cup vorstelle.
Unkraut sei Dank
Schon einmal im Vorbeilaufen eines Drogeriesortiments diverse Produkte mit Brennessel oder grünem Haferkraut gesehen? Diese enthalten nämlich nicht nur pflanzliche Powerstoffe, die Flavonoide, sondern auch Vitamine, Kalium, Eisen, Magnesium und Kieselsäure und wirken ausschwemmend durch Harntreibung, entgiftend und reinigend durch Gerbstoffe und Enzyme. Daher kann man regelmäßig für jeweils eine Woche eine Kur mit frischem, ungesüßten Tee aus diesen tollen Pflanzen gönnen. Nur eine dauerhafte, in hoher Dosierung erfolgende Langzeitanwendung ist nicht zu empfehlen.
So! Nu’ hoffe ich, dass Euch der Beitrag „Natürlich Entwässern bei Lipödem und Lymphödem“ wieder einmal gefallen und bereichert hat und beglückwünsche Euch hiermit am Ende des Artikels angekommen zu sein! 🙂
Alles Liebe, Eure Doc_Gerlach
Liebe Nicole,
wieder ein interessanter und runder Artikel! 🙂
Dankeschön!!!
Guten Tag,
ich habe den Artikel von Frau Dr. Nicole Gerlach, über Lipödeme usw. gelesen und finde Ihn sehr vielversprechend, da ich selbst unter Lipödeme an den Beinen leide.
Wie könnte ich mit Frau Dr. Nicole Gerlach in Kontakt kommen. Kann man mittels E-mail Kontakt aufnehmen wenn ja, können Sie mir eine E-mail-Adresse übermitteln?
Es geht um das Mittel „Rutin“ das Sie anbieten und eventuell etwas gegen Lipödeme helfen kann.
Für eine Info bedanke ich mich!!!
Mit freundlichen Grüssen
Ingrid Heberer
Hallo Ingrid,
die Mail können wir so nicht weitergeben, aber das Mittel „Rutin“ um das es geht, kannst du nicht bei uns direkt erwerben, aber wir haben es nochmal hier für dich zum Bestellen verlinkt: https://amzn.to/2Oe2TAv
Viele Grüße
Caroline
Vielen Dank für den Beitrag zur Entwässerung bei Lipödem und Lymphödem. Meine Tante sucht einen Facharzt der Lymphologie, da ihr Lymphödem seit einigen Wochen immer schmerzhafter wird. Gut zu wissen, dass das Lymphödem eine angeborene Erkrankung darstellt.
Hi, danke für die Tipps.
Zum Thema Entwässerungskur mit Brennesseltee – wie viel Tee sollte pro Tag getrunken werden? Wie oft sollte die Kur pro Jahr wiederholt werden?
Danke und VG
Würde Ihnen gerne meine Nichte als Pat vorstellen mit der Frage, liegt ein Lipödem/Lymphödem vor oder nicht.
Pat wohnt in Münster.
Sie wùrde sich gerne ambulant bei Ihnen vorstellen!
Bitte Kontaktaufnahme über
Frau Birgit Noelleke. birgit.noelleke@t-online.de
Bedanke mich im Voraus
Jürgen Lück