Sich und die Krankheit annehmen lernen
Mein Name ist Ulrike Wagenländer, ich bin 35 Jahre alt und komme aus Bad Dürkheim – der schönen Pfalz.
Im Frühjahr 2016 bekam ich die Diagnose Lipödem gestellt. Auf der einen Seite war dies eine Erleichterung im Hinblick auf meine Frage, warum ich an den Beinen nicht wirklich abnehme und die ständigen Schmerzen in den Beinen. Andererseits war das dann auch erst einmal ein riesen Absturz für mich und mein Selbstbewusstsein.
Indirekt bekommt man ja gesagt: Du wirst früher oder später immer dicker und kannst dagegen nichts tun.
Nur das nimmst Du zuerst wahr und malst Dir all das Schrecklichste aus, was nun unaufhaltsam auf Dich zukommt.
Meine Kompressionsbestrumpfung lies ich zwar ausmessen und bestellen, aber erst nach Bitten des Sanitätshauses holte ich sie dort ab. Zuhause kamen diese hautfarbenen Strümpfe samt Hose erst mal weit hinten in den Schrank. Ich dachte mir damals: Verdrängen ist die einzige richtige Lösung zu dem Zeitpunkt.
Die andere Aufgabe die mir von meiner Phlebologin aufgetragen wurde, war regelmäßig 1–2 mal die Woche zur manuellen Lymphdrainage zu gehen. Nach langem Suchen bekam ich endlich einen freien Platz mit Abendtermin. Dort traf ich dann im Januar 2017 auf meine noch heutige Physiotherapeutin, die mir die Augen geöffnet hat. Gleich beim Kennenlernen sagte Sie zu mir:
„Ich mache für Sie die Lymphdrainage, aber nur wenn Sie auch Ihren Part übernehmen und die Kompression regelmäßig tragen. Denn wir arbeiten hier zusammen an Ihrer Krankheit.“
Diese klare Ansage rüttelte mich wach und brachte mich raus aus dem Verdrängen rein ins Nachdenken und zu der Entscheidung mein Leben wieder selbst in die Hand zu nehmen.
Klare Worte von außen öffneten mir meine Augen und holten mich raus aus der Dunkelheit & dem Selbstmitleid
Kurze Zeit darauf bekam ich neue Kompressionsbekleidung in schwarz. Es war nun für mich leichter umsetzbar, die Kompression auch täglich zu tragen. Dadurch entstand dann ein völlig neuer Kleidungsstil in dem ich mich selbst inkl. Kompression wohlfühle – was ich mir am Anfang niemals nur ansatzweise erträumt hätte. Mittlerweile gehört die Kompression schon automatisch zu meinem Alltag.
Stück für Stück kam ich wieder zu meinem vollen Selbstbewusstsein und ich mache mittlerweile kein Geheimnis mehr um mich und die Krankheit. Ganz im Gegenteil: ich möchte nun ein Vorbild sein, für all die Frauen die vielleicht gerade erst die Diagnose erhalten haben und kein Lichtblick mehr am Ende des Tunnels erblicken können.
Seit kurzem habe ich einen Lauf-Kurs gestartet. Anfangs bekam ich von einigen zu hören: „Meinst Du, du schaffst das?“ oder „Denkst Du, das ist gut für deine Beine?“
Selbstbewusst mit Lipödem
Ganz ehrlich, ich bin mittlerweile soweit dass ich sage: „Alles was mir persönlich gut tut und ich in Maßen tue, tut meinem Körper gut. Denn das ist mein Leben und das möchte ich in vollen Zügen genießen.“ Und wie heißt es so schön:
„Wenn Du Dich nicht aufhältst, hält Dich nichts und niemand auf!“
Beim Essen achte ich täglich darauf was ich esse und dass ich mich regelmäßig bewege – was auch wichtig ist.
Ich genieße mein Leben somit bestmöglich mit der Krankheit und vor allem selbstbewusst. Jede zehnte Frau ist betroffen und ich finde jede Einzelne von uns darf sich deswegen nicht unterkriegen lassen. Dafür ist das Leben zu schön und trotz Krankheit (oder gerade deswegen) ist man einzigartig und kann ein Leuchtturm für andere sein.
All meine Erfahrungen möchte ich gerne mit DIR teilen!
Denk jeden Tag daran: DU bist ein GESCHENK für die WELT!
Viele liebe Grüße, Uli
Lipödem-Coach
Hallo Ulrike, fein Bericht hat mich aufgebaut. Dahingegen, dass noch andere Frauen das gleiche Problem haben und man sich trotzdem modisch kleiden kann. Viele Grüße Claudia
Danke liebe Claudia für Deine Worte.
Wenn Du magst komm doch in meine Facebook -Gruppe zum Austausch.
https://www.facebook.com/930057177037066/posts/1896142590428515/
Viele liebe Grüße Uli
Lipödem-Coach