Die lymphologische Kompressionsversorgung – Backgroundinfo
Durch unsere feinsten Blutgefäßen, den sog. „Kapillaren“, wird kontinuierlich Wasser in den Zwischenzellraum unseres Gewebes herausgedrückt. Diese Flüssigkeit enthält verschiedene Stoffe, die für die optimale Zellversorgung notwendig sind.
Das „verbrauchte“ Wasser, ebenso wie überschüssiges Eiweiß, diverse Stoffwechsel-Abbauprodukte, totes Zellmaterial, „Entzündungszellen- und faktoren“ ebenso Krankheitserreger etc. – zusammen zählt all dies zu der medizinisch benannten „Lymphpflichtigen Last“. Diese muss über das Lymphgefäßsystem abtransportiert werden.
Solange unser Lymphgefäßsystem intakt ist, können all diese Bestandteile vollständig abtransport werden. Ist die Transportkapazität des Lymphsystems jedoch verringert, sammeln sich Wasser, Eiweiß und schädliche Stoffe im Gewebe an. Es bildet sich ein „chronisches Lymphödem“. Das hierbei entstehende Lipo-Lymphödem gehört schließlich zu den sog. sekundären Ödem.
Durch die bekannte Manuelle Lymphdrainage (MLD) soll der Lymphfluss verbessert und die angesammelte Flüssigkeitsmenge im Zellzwischenraum verringert werden. Durch die MLD werden Heilungsprozesse, v. a. postoperativ, gefördert; Verklebungen im Gewebe gelöst, das Bindegewebe geschmeidig gehalten, fibrotische Umbauten im tiefen Gewebe gebremst (Lipödem-Stadien-abhängiger Vorgang). Im Anschluss an die MLD – welche die Patientinnen bestmöglich 2x wöchentlich durchführen sollten, sollte immer wieder die Kompressionswäsche angezogen werden. Diese ist sowieso elementarer Bestandteil der täglichen, konservativen Lip-/Lymphödemtherapie.
Für alle Patientinnen ist vor allem die korrekte Kompressionsversorgung von Bedeutung, darauf kommen wir gleich zu sprechen!
Wie wirkt Kompression bei Lipödem und Lymphödem?
Durch die kompressionstherapeutische Versorgung wird von außen ein gewisser Ruhe- und Arbeitsdruck auf das kranke Gewebe aufgebaut.
Dadurch wird
- generell weniger Flüssigkeit im Zwischenzellraum des Gewebes angesammelt.
- der venöse, und daraus folgend auch lymphatische Abfluss, wird verbessert.
- die natürliche Muskelpumpe der Wadenmuskulatur wird unterstützt und somit der Rückfluss von venösem Blut und Flüssigkeit gegen die Schwerkraft gefördert.
- durch den speziellen Druck der Kompressionswäsche die Diffusions- / Austauschstrecke zwischen den Zellen und den Blutgefäßen verringert und schließlich der Abtransport ins Gefäßsystem verbessert.
Die Kompressionswäsche ist kontinuierlich und täglich zu tragen!
Die Besonderheit der Kompression bei Lipödem
Wir hatten nun oben bereits das Thema der MLD und Kompressionsversorgung, und warum sie elementarer Bestandteil in der konservativen Behandlung des Lipödems ist, thematisiert. Also wollen wir uns nun noch genauer ansehen, warum ausgerechnet Flachstrick die „richtige Masche“ bei Lipödem Gewebe ist.
„Die richtige Masche drauf?“
Man unterscheidet in der medizinischen Hilfsmittelversorgung zunächst prinzipiell zwei Maschentypen, die sog. Rundstrick Versorgung und die Flachstrick Versorgung.
Alle diese Strumpf-Gewebe bestehen aus drei Fädenanteilen.
Der Unterschied liegt darin, dass Rundstrick immer die gleiche Maschenanzahl hat. Nur die Größe der Maschen wird angepasst (kleiner Umfang = kleine Masche, großer Umfang = große Masche).
Bei Flachstrick entsteht der Strumpf aus einzelnen Teilen. Die Größe der Masche bleibt gleich; der Umfang wird über die Anzahl der Maschen reguliert. Das heisst, die Maschenanzahl ändert sich je nach Bedarf in jeder Reihe. So können Unterschiede in der Beinform passgenauer versorgt werden.
Gerade wenn es um knotige Haut oder ungeformte Hautverhältnisse bei z. B. begleitendem Übergewicht oder schweren Lipödem Stadien mit ungeformten Umfangsverhältnissen geht oder zudem ausgeprägten Ödem Verhältnissen, kann nur eine solche Flachstrick Versorgung diese Passgenauigkeit leisten!
Ein Ödem kann besser verdrängt werden, wenn eine punktuell genaue und stärker wirkende Komprimierung jedes einzelnen Gewebeanteils möglich ist.
Durch das punktuell genaue Einwirken wird ein angepasster Ruhedruck auf das Gewebe erzielt. Bei Muskelarbeit, wie z. B. im Gehen, Walken, Joggen, kann schließlich ebenso ein wesentlich höherer Arbeitsdruck dem erkrankten Gewebe und dem sich bildenden, sekundären Ödem entgegen zu wirken.
Achtung: Rundstrick ist im Stoffgewebe dünner und viel elastischer gearbeitet.
Flachstrick hat neben der besseren Stabilität noch mehr Vorteile
Es bietet, bei korrekter Maßanpassung (!), ein Vermeiden von Einschnürungen der Haut bei Lipödem durch Faltenbildung der Kompression. Zudem sind die Poren der Maschen größer als bei Rundstrick. Es zirkuliert dadurch mehr Luft zwischen Bestrumpfung und Hautoberfläche, auch wenn der Strick viel dicker und kratziger wirkt. Die meisten Patientinnen finden in ihrer Kompressionsversorgung endlich zu Erleichterung, weniger Schmerzen und mehr Stabilität und tragen diese gerne freiwillig.
Und, ob man es glaubt oder nicht: Flachstrick lässt sich wortwörtlich auch leichter „an die Frau bringen“, als in die Rundstrick-Kompression zu springen! Das ist nämlich wesentlich anstrengender.
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